Norge På Langs und Ich
Der Gedanke hatte sich schon vor langer Zeit leise angeschlichen und sich dann in meinem Hinterkopf häuslich eingerichtet. Der Gedanke einmal nicht nach wenigen Wochen auf Tour wieder wehmütig nachhause in den Alltag zurück zu kehren. Sondern den Rucksack wieder von neuem mit Vorräten zu befüllen und dann weiter zu laufen. Und mit der Zeit, mit jeder weiteren Tour und jedem neuen Aufenthalt im Norden, formierte sich der Gedanke zu einem Wunsch und schließlich zu einem festen Plan.
Ich werde Norwegen der Länge nach durchqueren, alleine und zu Fuß.
Diese Wanderung ist auf vielen Ebenen eine Herausforderung und keine Entscheidung, die man mal eben so trifft. Wenn es nur darum ginge, eine mehrmonatige Tour zu machen, gebe es mit Sicherheit eine Reihe einfacherer und weniger anspruchsvolle Varianten. Neben den rein körperlichen Strapazen und der schlechten Planbarkeit auf Grund der wechselhaften Wetterbedingungen, steht das viele Alleinsein und die wenig ausgebaute Infrastruktur im hohen Norden. Es wird Tage geben, die einfach nur zum Abgewöhnen sind. Dafür habe ich genug Zeit im skandinavischen Norden verbracht, genug Touren bei tagelangem Regen und Wind in Sturmstärke gemacht, mit nassen Schuhen und Kleidung,die nicht wieder trocknen will. Aber genau das ist ein Teil dessen was mich reizt und motiviert. Die Unplanbarkeit, das Leben mit Wind und Wetter, die Erfahrung das Natur doch immer ein wenig stärker ist als wir. Mich darauf einzulassen, dass ich eben nicht immer weiß wie es weitergeht.
Und ich fühle mich gut vorbereitet. Ich habe insbesondere in Norwegen so viele Touren gemacht, die mir gezeigt haben was ich kann und wo meine Grenzen liegen. Und das was mir an der ein oder anderen Stelle an rein körperlicher Kraft und Beinlänge fehlt, gleiche ich durch Willenskraft, eine gewisse Sturheit und einiges an Erfahrung aus.
Und ja, natürlich freue ich mich auf Tage im Sonnenschein, die mir ermöglichen diese faszinierende Landschaft einfach zu genießen und mich treiben zu lassen. Freue mich auf das Aufwachen im Zelt, die klare, kalte Luft und den ersten Kaffee im Morgenlicht. Das Knirschen des Bodens unter meinen Stiefeln und das Heulen des Windes. Bin gespannt den Wechsel der Jahreszeiten zu begleiten und jeden Tag von Neuem zu entscheiden wie es weitergeht. Die Herausforderung anzunehmen so lange Zeit alleine unterwegs zu sein und zu merken was das mit mir macht. Spannende Menschen zu treffen und Erfahrungen zu machen, von denen ich lange zehren kann.
Niemand kann sagen, wie es wirklich wird. Ob ich tatsächlich am Ende am Nordkap stehe oder eben nicht. Ich glaube auch nicht, dass es darauf wirklich ankommt. Erst einmal geht es darum überhaupt los zu laufen und dann aus jedem Tag das Beste zu machen.
Soviel zu meiner Motivation für Norge på langs. Was gibt es noch zu mir zu sagen? Ich bin ein Nordlicht, das immer wieder Herausforderungen und neue Erfahrungen sucht, um sich lebendig und glücklich zu fühlen. Ich lebe und arbeite in Schleswig-Holstein und fühle ich mich am wohlsten, wenn ich zu Fuß oder mit dem Kajak draußen unterwegs sein kann. Gerne auch zu jeder Jahreszeit. Ich schätze gute Gespräche mit spannenden Menschen, am liebsten abends am Lagerfeuer nach einem langen gemeinsamen Tag auf Tour. Oder in einer gemütlichen Hütte vor dem knisternden Kaminfeuer. Trotz der Tatsache, dass ich am Meer aufgewachsen bin, ist mir das Wandern in die Wiege gelegt worden und so habe ich schon in früher Kindheit den ein oder anderen Berg bezwungen. Ich genieße es Zeit mit Freunden und meiner Familie zu verbringen. Und ich bin der festen Überzeugung, dass ein Becher Kakao jeden schönen Moment noch ein klein wenig besser macht.