Unterwegs

Nun ist es soweit: mein Norge på langs Abenteuer hat seinen Anfang genommen. Heute Morgen um halb sieben sind wir vom Hof gerollt, begleitet von grauem Himmel und gelegentlichen Regenschauern durch Dänemark gefahren und pünktlich in Hirtshals angekommen. Soeben hat die Fähre den Motor gestartet und wir verlassen langsam den Hafen.

Meine Aufregung hält sich interessanterweise noch in Grenzen. Die letzte Woche war aber auch so abwechslungsreich, dass eigentlich kaum Zeit für aufkeimende Aufregung blieb. Am Dienstag hatte ich meinen letzten Tag im Büro und habe mich mit Eis und Erdbeeren von den Kollegen verabschiedet. Von Mittwoch bis Samstag ging es dann noch mal mit Freiwilligen für ein Bildungsseminar auf die Hallig. Am Samstag Abend habe ich bei Lagerfeuer, Gegrilltem und eher norwegischen Temperaturen Abschied von Freunden und Nachbarn genommen. Gestern wurde dann nach einer eher kurzen Nacht das Auto gepackt und die Familie verabschiedet. Natürlich nicht ohne vorher noch einen kurzen Abstecher zum Wahllokal gemacht zu haben.

Jetzt sitzen wir also auf der Fähre und steuern Norwegen entgegen. Noch fühlt sich alles sehr gewohnt an. Der Weg nach Hirtshals, die Abläufe am Hafen und die Fähre selbst sind doch sehr vertraut. Es ist ein bisschen so, als würden wir in einen neuerlichen Urlaub in Norwegens Süden starten. Nach unserer Ankunft heute Nachmittag werden wir ins Sirdal fahren, um einen Abend mit Almut, Jan und ihren Kindern zu verbringen und meine Pakete zu deponieren. Morgen geht es dann noch mal hoch ins Fjell, damit ich mir einen eigenen Eindruck von den Verhältnissen machen kann. Leider versprechen die aktuellen Wetterdaten und Berichte von Freunden und Bekannten nichts Gutes. Nach wie vor liegt viel Schnee in den hohen Lagen und dort, wo er bereits getaut ist, steht das Wasser in den Flüssen hoch. Auf Grund dessen habe ich mich auf jeden Fall entschieden nicht über Haukeliseter und die westliche Hardangervidda zu gehen. Gerade so früh auf meiner Tour möchte ich ein unnötiges Risiko vermeiden. Stattdessen werde ich in den sauren Apfel beißen, einige zusätzliche Asphaltkilometer in Kauf nehmen und über Rjukan nach Geilo laufen. Die Route ist sicherlich nicht viel weniger schön, wenn bloß die Straßenkilometer vorher nicht wären…

Nun stellt sich nur noch die Frage, ob die Verhältnisse gut genug sind, um den geplanten Weg über Ljosland und die westliche Setesdalheiane zu gehen. Aber das werde ich nicht vor morgen entscheiden, wenn ich mir selbst ein Bild machen konnte. Ansonsten weiche ich auch auf dieser Etappe auf meine Alternativroute weiter östlich aus.

Am Mittwoch morgen wird es dann endgültig soweit sein. Dann werde ich unter dem Leuchtturm von Lindesnes stehen und die ersten Schritte auf meinem Weg nach Norden machen. Wenn ich jetzt so daran denke, ist da vor allem eine unbändige Freude, dass es endlich los geht. Nach Monaten des Planens, unendlichen Gesprächen und noch viel mehr Gedanken zu Route, Ausrüstung und Verpflegung, freue ich mich jetzt wirklich sehr einfach loszulaufen. Zu meinem großen Glück wird mich Wendelin, mein liebster Wanderpartner und Mann, an den ersten drei Tagen begleiten – sicherlich auch ein Grund warum es sich noch ein bisschen wie der Start zu einer neuerlichen gemeinsamen Tour anfühlt und mir die große Distanz und die lange Zeit, die vor mir liegt zwar theoretisch bekannt, bis jetzt aber nicht wirklich bewusst ist.

6 Gedanken zu “Unterwegs

  1. Marcus

    Hei,
    mittlerweile hast du die ersten Kilometer hinter Dir gelassen und ich hoffe, dass dir das Wetter und die Wege gut gesinnt sind.
    Hilsen fra Nordnorge
    Marcus

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